In den letzten Tagen habe ich immer wieder überlegt, welches Thema meinen ersten Blogeintrag aus Schweden verdient. Welche Erkenntnis, welches Erlebnis, ist so außergewöhnlich, dass es wert ist, den Platz meines ersten Schwedenbeitrags zu bekommen.

Heute Morgen, da wusste ich es plötzlich. Der Gedanken kam mir, als ich mein typisch schwedisches Frühstück unter freiem Himmel genoss. Ich stand vor meinem Hotel, mit einer schwedischen Zimtschnecke in der einen und einem Cappuccino in der anderen Hand. Der perfekte Start in den Arbeitsalltag.

Was ich so besonders finde, dass ich es gerne an dieser Stelle mit euch teilen möchte: Die schwedische EINFACHHEIT. Etwas, dass ich spüre, egal ob ich in der U-Bahn unterwegs bin, ein Interview führe oder gerade an der Supermarktkasse stehe. Was ich damit meine: eine Klarheit, eine Bescheidenheit, die so beeindruckend ist, dass sie mir außergewöhnlich vorkommt. Und diese hat ganz sicher einen Einfluss auf die Art und Weise, wie die Schweden miteinander umgehen.

Keep it simple

Der Schwede mag es klar, simpel und direkt. Das spiegelt sich in allen Lebensbereichen wieder. Von der Kleidung, über die Sprache bis hin zur Alltagssituationen wie einem U-Bahn-Besuch. Es scheint, als wäre der Satz „keep it simple“ eine Haltung, die die Schweden schon von Kindesbeinen an lernen.

Bei einem Blick auf Stockholms Straßen fällt mir als erstes die Kleidung auf. Die Art und Weise, wie die Schweden sich nach außen hin zeigen, verrät viel über ihre Haltung. Egal ob Männer oder Frauen, jung oder alt, groß oder klein: Die Schweden lieben klare, einfach Schnitte, die ohne viel Schnickschnack auskommen. Perlenbehangene Hälse von Frauen oder Handgelenke, die so viele Armbänder tragen, dass sie kaum noch sichtbar sind, sucht man hier vergeblich.

Auch die Sprache der Schweden ist klar und direkt. Sie kommen mit vergleichsweise wenig Worten aus, um das auszudrücken, was ihnen wichtig ist. Direkt und höflich, so das Motto. Und kein Wort zu viel. Eher schweigt man mal eine Runde zusammen. Für mich, wo ich aus meiner Heimat gemeinsames Schweigen schnell mit peinlicher Zurückhaltung verbinde, eine interessante Erkenntnis.

Auch im Alltag lieben die Schweden es einfach und vermeiden alles, was zu, wie sie sagen „unnötiger Auseinandersetzung“ führt. „Schließlich bringt das keinem etwas“, wie ich von Anna erfahre, die ich in der U-Bahn treffe. Drängler an der Supermarktkasse oder in der U-Bahn findet man selten. Und wenn man durch Zufall mit jemandem zusammenstößt, entschuldigt man sich promt und lässt dem anderen den Vortritt. Das gehört hier zum guten Ton und ist Teil der schwedischen Kultur. Sei bescheiden, nimm dich nicht zu wichtig und vermeide Konflikte, so das Motto der Schweden. Wenn ich das mit meinen regelmäßigen Erlebnissen rund um das Bahnfahren in Deutschland vergleiche, wirkt die schwedische Zurückhaltung und Freundlichkeit fast ein bisschen zu schön um wahr zu sein.

Auch beim Thema der persönlichen Ansprache mag es der Schwede gerne simpel. Woran ich das festmache? In Schweden spricht man sich prinzipiell mit Vornamen an. Lange Titel sucht man hier vergeblich. Da wissen oftmals enge Freunde nicht einmal, dass man einen Doktortitel hat. Das erfahre ich von Alex, Psychotherapeut in einer staatlichen Einrichtung und einer meiner ersten Interviewpartner in Stockholm. „Über Titel wird hier generell nicht gesprochen. Einfach, weil es den Schweden nicht wichtig ist. Ebenso wie in Dänemark findest du hier auch keine Titel auf Türschildern oder Visitenkarten“, erzählt mir Alex, den ich in einem der In Cafés in Stockholm treffe. Eben „keep it simple“. Für mich, die ich aus dem titelbewussten Deutschland komme, wo ein unterschlagener Doktortitel in der Anrede eine Welle der Empörung hervorrufen kann, absolut ungewohnt – und beeindruckend einfach. Die schwedische Art, damit umzugehen, gefällt mir: Einfachheit ist Trumpf. Ohne Respekt einzubüßen, denn den haben die Schweden generell voreinander.

Mittelmaß als Kompliment

Zum Schluss erzählt Alex noch eine Anekdote, die für mich später zum Sinnbild der schwedischen Haltung wird.

Alex: „Wusstest du, was das größte Kompliment, dass du einem Schweden machen kannst?“  – Alex macht eine laaange Pause und schaut mich mit einem breiten Grinsen an. – „Du sagst ihm: Ganz ehrlich, du bist  ein Kerl ist wie jeder andere. Ganz gewöhnlich. Nichts Besonderes.

Ihr habt richtig gelesen. Mittelmaß ist hier erstrebenswert. Was bei uns in Deutschland eher als respektlos gilt und womit man mitunter sogar eine dicke Lippe riskiert, gilt in Schweden tatsächlich als Kompliment. Auch das gehört zur schwedischen Einfachheit, erklärt mir Alex später.

„Wir leben hier nach dem Jante-Gesetz, einer Verhaltensregel, die besagt: Keiner ist besser, keiner ist schlechter als andere. Wir sind alle gleich. Deshalb begegnen wir uns selbstverständlich auf Augenhöhe. Das macht alles sehr viel einfacher, gerade im Job.“

Die schwedische Besscheidenheit finde ich sehr sympathisch. Auch deshalb sucht man hier Statusspiele wie „Mein Haus. Mein Auto. Mein Boot.“ vergeblich. Etwas, das sicher auch dazu beiträgt, dass die Schweden einander leicht vertrauen. Und ein Impuls, den ich gerne aus Schweden mitnehme.

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