Kennen Sie das? Sie schieben schon eine ganze Weile Aufgaben vor sich her, die Sie bereits längst hätten erledigen wollen. Die Steuererklärung für dieses Jahr machen, damit das Finanzamt Ihnen nicht aufs Dach steigt. Die Weihnachtskarten an Freunde und Familie schreiben, damit sie pünktlich zum Fest ankommen. Und die übrigen Geschenke für Weihnachten besorgen, um nicht gestresst in letzter Minute noch in die völlig überfüllten Innenstadt zu fahren. Und obwohl Sie gute Vorsätze haben und die Termine sogar im Kalender eingetragen sind, kommt Ihnen am Ende etwas dazwischen.

So erging es mir in den vergangen Wochen mehrfach. Am vergangenen Mittwoch beispielsweise musste ich mein Auto ungeplant in die Werkstatt bringen. Dort angekommen wartete ich eine gefühlte Ewigkeit, bis der Techniker kam und das Auto samt Fehlermeldung aufnahm. Und schon waren 3 Stunden futsch. Ehe ich mich versah war mein eng geplanter Vormittag um, ohne auch nur eine Sache von dem zu erledigen, was ich mir ursprünglich vorgenommen hatte. Ärgerlich – und doch irgendwie zu erwarten. Denn selten verläuft im Leben alles nach Plan. Erst Recht nicht, wenn wir ohnehin unter Zeitdruck stehen, so meine Erfahrung.

Der Teufelskreis der Aufschieberei

Häufig sind auch Dinge von unserer Aufgabenliste noch offen, weil wir uns zu viel für einen Tag vornehmen. Mal ehrlich: ist uns nicht manches Mal bereits am Vormittag klar, dass wir unser Tagespensum unmöglich schaffen können? Und was tun wir dann häufig? Wir verschieben die Dinge, die am Tagesende noch ausstehen, auf den nächsten Tag. Per se eine durchaus denkbare Lösung. Nur ist der nachfolgende Tag selten so leer, dass wir die geplanten plus die zusätzlichen Aufgaben erledigen können. Und nebenbei kommen immer noch ein paar neue Punkte dazu, die wir vorab nicht auf dem Plan gehabt haben. Das Ergebnis: die Aufschieberei beginnt von vorne. Willkommen im Teufelskreis.

Die Aufgaben-Lawine

Mit der Zeit häuft sich so schnell eine Aufgabe-Lawine an, die wir von Tag zu Tag vor uns herschieben. Das ist nicht gerade motivierend. Häufig macht es uns diese stetig wachsende To-Do-Liste erst recht schwer, uns aufzuraffen. Ich zum Beispiel sehe dann manchmal nur den Berg an Aufgaben und frage mich innerlich „Wo zum Teufel soll ich nur anfangen?“. Und nicht selten passiert es dann, dass mir genau in diesem Moment etwas einfällt, das noch gar nicht auf der To-Do-Liste steht, aber auch unbedingt erledigt werden sollte. Und nun raten Sie mal, womit ich dann beginne … Mit allem, nur nicht mit den Punkten auf meiner To-Do-Liste. Und voilá: wieder ein paar Aufgaben, die unerledigt sind und die ich auf den Folgetag verschiebe.

Gründe, warum wir Dinge schieben, gibt es viele. Uns kommt etwas Unerwartetes dazwischen, wir haben uns zu viel vorgenommen, wir wollen es perfekt machen, uns fehlt die nötige Ruhe oder wir suchen noch nach der zündenden Idee, wie wir es angehen können. Egal was es ist, das Ergebnis ist das gleiche: unsere Aufgaben-Lawine wächst. Und so blicken wir manches Mal genervt auf die Punkte, die wir bereits seit Tagen oder sogar Wochen vor uns herschieben.

Als wäre das allein für die Perfektionisten und Ehrgeizigen unter uns nicht schon schlimm genug: von Tag zu Tag steigt bei vielen von uns die Unzufriedenheit, etwas noch nicht erledigt zu haben. Ganz zu schweigen vom eigenen Anspruch, es nun ganz besonders gut machen zu wollen. Beides erhöht allerdings unsere innere Hürde, endlich anzufangen. Eine böse Falle – auch in punkto Vertrauen!

Aktive Selbstvertrauen-Sterbehilfe

Warum jedoch schlägt uns die Aufgaben-Lawine nicht nur aufs Gemüt, sondern auch aufs Selbstvertrauen? Und wie wirken Selbstvertrauen und unsere eigene Erwartungshaltung zusammen? Selbstvertrauen meint das Vertrauen in uns selbst und unsere Fähigkeiten. Vereinfacht gesagt, steigt es durch Erfahrungen, die uns unsere Fähigkeiten und Stärken spüren lassen und sinkt durch Erfahrungen, die uns unsere eigenen Unzulänglichkeiten und Schwächen aufzeigen.

Für unser Selbstvertrauen bedeutet das Folgendes. Nehmen wir uns nun ständig mehr vor, als wir schaffen können, betreiben wir unbewusst aktive Selbstvertrauen-Sterbehilfe. Der Grund: sind unsere Erwartungen an uns selbst stets so hoch, dass wir sie kaum erreichen können, ist Misserfolg vorprogrammiert. Über kurz oder lang stellt sich dann bei uns das Gefühl ein zu versagen. Und das ist Gift für unser Selbstvertrauen!

Die Auswirkungen

Anstatt zu überlegen, ob unser Erwartungen realistisch und unsere Prioritäten richtig gewählt sind, stellen wir uns hingegen oft selbst in Frage. Bin ich überfordert? Bin ich zu langsam? Kann ich das etwa nicht? Die Antwort auf diese Fragen lautet schlichtweg: schon möglich. Allerdings liegt hier selten der Kern des Problems. Sinnvoller wäre es, wenn wir uns von vornherein realistische Erwartungen für unser Tages-, Wochen- und Monatspensum setzen. Dazu gehört auch, uns genau überlegen, was nun wirklich Priorität hat und was warten kann. Tun wir das nicht, packen wir unsere Tage zu voll, erwarten zu viel von uns und verfehlen immer wieder unsere eigenen Messlatte. Die Folgen: wir enttäuschen uns selbst, beginnen zu zweifeln, werden unsicher und trauen uns langfristig immer weniger zu. Und auf diesem Weg leisten wir aktive Sterbehilfe für unser Selbstvertrauen. Wollen Sie das wirklich? Wenn nicht, entscheiden Sie sich anders!

Wie es gehen kann

Vielleicht haben Sie sich gefragt, warum ich in den letzten Wochen sehr still im Social Media bin. Wenige Facebook-Posts, keine neuen Blogartikel, wenig Neues auf der Homepage – und auch sonst bin ich was das Thema Kommunikation angeht eher zurückhaltend. Ein lieber Mensch schrieb mir kürzlich sogar eine Mail mit dem Betreff „Vermisstenanzeige“, weil ich mich ungewohnt ruhig verhalten hatte. Der Grund dafür: meine mittlerweile sehr lange eigene To-Do-Liste, und ein paar ungeplante Ereignisse, die mich Zeit, Kraft und Nerven kosteten. Höchste Zeit meine Prioritäten zu überdenken, fand ich. Und genau das habe ich getan. Das Ergebnis: ganze zwei Wochen konzentrierte ich mich rigoros auf die Dinge, die nicht warten konnten und stellte alles Weitere hinten an. Das war nicht immer leicht, beispielsweise wenn es mir in den Fingern juckte, einen Blogbeitrag zu schreiben. Aber da es nicht auf der Liste der Top-Prioritäten stand, musste selbst das warten. Umso mehr freue ich mich, dass die Abstinenz nun ein Ende hat und ich diesen Artikel schreiben kann.

Das Ergebnis der strikten Aufgaben-Diät: Die Dinge, die ich unbedingt erledigen wollte, habe ich fast alle abgeschlossen. Meine Erwartungshaltung in punkto „Was ist machbar?“ habe ich realistisch an meine Arbeitstag angepasst und auch meinem Selbstvertrauen hat es auch gut getan. Kein schlechtes Gewissen mehr, weil ich abends viele Aufgaben auf den Folgetag verschiebe. Der schöne Nebeneffekt: ich bin deutlich gelassener, ausgeruhter und somit schneller im Abarbeiten meiner Aufgaben. Wenn das kein Grund ist, auch eure Prioritäten mal neu zu überdenken.

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